Es existiert kein vollständiger und endgültiger Kanon von Qualitätskriterien des wissenschaftlichen Arbeitens, der von einer entsprechenden Stelle verabschiedet worden wäre. Dennoch lassen sich allgemein und international anerkannte prinzipielle Kriterien und empirisch bedeutsame Kriterien benennen.
Zwölf Qualitätskriterien formulieren Balzert u. a. als Bestandteil von Wissenschaftsethik (vgl. Balzert u. a. 2011: 13 ff.), die hilfreich sind:
Ehrlichkeit, Nachvollziehbarkeit und Besonderheit (bei Balzert u. a. "Originalität" genannt) sind grundsätzliche Kriterien, an denen wissenschaftliche Arbeiten gemessen werden und die auf weitere Qualitätskriterien hinweisen:
Die in den letzten Jahren publik gewordenen Plagiatsfälle bei Forschungsarbeiten haben dazu beigetragen, dass Ehrlichkeit als primäres Qualitätskriterium bekannt wurde, von dem alles abhängt.
Ehrlicher Umgang mit Quellen sowie mit fremden und eigenen Ergebnissen schließt zwar noch keinen Irrtum aus, trägt aber wirksam dazu bei, jenen zu vermeiden. Daher erfordert allein schon das Kriterium der Ehrlichkeit, alle übernommenen bzw. erstellten Daten, Analysen und Aussagen zu überprüfen, bevor sie in den Lösungsweg einbezogen werden.
Ehrlichkeit begründet Glaubwürdigkeit und bezieht sich auch auf die textliche und gestalterische Darstellungsweise, die bei wissenschaftlichen Arbeiten stets sachlich und neutral gehalten sein soll.
Ein behauptender oder tendenziöser Schreibstil wäre schon deshalb ein Verstoß gegen die Ehrlichkeit, weil er Quellen verschleiern oder Positionen stützen bzw. diskriminieren würde.
Der wissenschaftliche – also rein argumentativ vorgehende, Fragen stellende und schlussfolgernde – Schreibstil sorgt dagegen für ein ehrliches und auf Objektivität orientiertes Vorgehen. Dieses erfordert auch, konsequent der Versuchung zu widerstehen, das eigene wissenschaftliche Produkt nicht nur textlich, sondern auch optisch-gestalterisch zu verschönern.
Wenn Dritte nicht nachvollziehen können, warum und wie ein Forschungsprojekt gegliedert wurde, wo die Problemstellung verortet wurde, welches Ziel gesteckt wurde, welche Quellen und Daten genutzt wurden und aus welchen Gründen, oder wenn gar die Grundsätze der logischen Argumentation nicht eingehalten wurden – dann kann von einer wissenschaftlichen Arbeit keine Rede sein.
Dieses Qualitätskriterium wird auch in Verbindung mit anderen genannt: Objektivität, Überprüfbarkeit, Reliabilität, Validität, Verständlichkeit, Relevanz und logische Argumentation.
Wenn Forschen bedeutet, auf Basis von bereits Erforschtem und mit Hilfe von neuen Argumenten, Ergebnissen o. ä. sowie unter Einhaltung eines nachvollziehbaren Weges und unter Einsatz passender und bewährter Methoden zu neuen Erkenntnissen zu gelangen, ist zu folgern, dass jede wissenschaftliche Arbeit ein Unikat ist und sein muss. Aus diesem Grunde werden an den Hochschulen auch keine Forschungsthemen zur Bearbeitung zugelassen, die in vergleichbarer Weise bereits zuvor von jemand anders realisiert wurden.
Die Besonderheit liegt dabei möglicherweise aber nicht nur in der Themenwahl, also in der Problemstellung und Zielsetzung, sondern kann auch in der Methodenwahl begründet sein. Interdisziplinäres Vorgehen, also die Nutzung von Methoden aus anderen Wissenschaftsgebieten für den eigenen Untersuchungsweg, bringt oftmals Nutzen und ist eine solche Besonderheit. Forschung muss schließlich neue Erkenntnisse bringen, darin liegt ihre Relevanz, und dieser Anspruch gilt daher für jede wissenschaftliche Aufgabenstellung, welchen Umfang sie auch immer erreichen mag.
Quellenhinweis:
Balzert, Helmut; Schröder, Marion; Schäfer, Christian (2011): Wissenschaftliches Arbeiten – Ethik, Inhalt & Form wiss. Arbeiten, Handwerkszeug, Quellen, Projektmanagement, Präsentation. 2. Aufl. Herdecke; Witten: W3L-Verlag.
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