Solange man nur etwas vielleicht Interessantes zusammenstellen will, anstatt etwas Konkretes zu untersuchen, weil dort ein Problem gelöst werden könnte, bleibt diese Unsicherheit bestehen.
Beispielfrage aus einem Forum:
„Ich habe jetzt meine Bachelorarbeit angemeldet und weiß nicht so recht wie ich weiter vorgehen soll. Ich hatte schon immer Schwierigkeiten, mir selbst eine Struktur zu erarbeiten.
Ich studiere Germanistik und schreibe über Weiblichkeit in der Weimarer Republik, genauer gesagt über das kunstseidene Mädchen. Es fällt mir schon schwer, eine Gliederung zu erstellen, weil ich nicht weiß, was da sinnvoll ist.
Erst einen sozialhistorischen Einblick in die Rolle der Frau in der Weimarer Republik? Dann auf Irmgard Keun als Frau eingehen? Über sie dann auf Weiblichkeit im kunstseidenen Mädchen eingehen?
Ich weiß irgendwie nicht recht, wie ich mir was erarbeiten soll... Ich lese seit Tagen Sekundärliteratur und bekomme dabei auch Ideen, auf was ich genauer eingehen möchte bzw. auf Forschungsfragen. Aber so richtig weiß ich nicht wie ich anfangen soll.
Wie kann ich mir eine gute Struktur für meine Bachelorarbeit erstellen?“
Lesen Sie dazu den Dialog, den ich antwortend eröffnet hatte:
Ich:
„Ich ... schreibe über Weiblichkeit in der Weimarer Republik...“ – wir alle werden stets ratlos bleiben, solange wir immer noch „über irgend etwas“ schreiben anstatt „etwas Konkretes untersuchen“ wollen...!
Verändere dein Wording, dann kommst du schnell auf Ideen und Spuren!
NN.:
Das ist mit Absicht so vage formuliert, damit ich mich thematisch freier bewegen kann. Merkt man doch auch manchmal erst beim Schreiben, was man so richtig interessant findet.
Ich:
Du sollst aber doch keinen Aufsatz über irgendwas schreiben. Eine Bachelorarbeit muss eine wissenschaftliche Untersuchung werden und daher stets konkret und überprüfbar sein! Schaue mal in die Prüfungsordnung deiner Hochschule.
NN.:
Ich schreibe auch keinen Aufsatz über irgendetwas, aber vielen Dank für diese... Hilfe.
Es geht hier jemandem offenbar darum, über etwas zu schreiben, das man womöglich interessant findet. Keinen Zentimeter weiter...
Doch darum geht es nicht bei einer Abschlussarbeit!
Dort gilt es, eine wissenschaftliche Untersuchung zu einem konkreten und (auch später für Dritte) überprüfbaren Sachverhalt durchzuführen.
Nach – wie vorgeschlagen – verändertem Wording, somit verändertem Denken und Handeln hätte es sicherlich einen untersuchbaren konkreten Aspekt gegeben.
Mit dem vorgesehenen „eingehen“ wollen, zunächst auf dieses und dann auf jenes, ist das aber genau nicht zu machen...
Wenn du „über etwas schreiben“ willst, dann bewerbe dich irgendwo als Journalist.
In der Wissenschaft schreiben wir nicht über etwas, sondern wir untersuchen etwas!
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